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Von der Raubkopie zur weltweiten Industrienorm 04-11-19

Produktpiraterie und fehlender Patentschutz halten viele Unternehmen davon ab, ihre High-Tech-Produktion nach China zu verlagern. Wie können Konzerne ihr geistiges Eigentum auf dem chinesischen Markt effektiv schützen? Zurückhaltung bei China-Investitionen ist der falsche Weg. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Boston Consulting Group (BCG). Der chinesische Markt birgt beim Thema Technologie neben Risiken auch Chancen: Unternehmen, die an der Entwicklung chinesischer Industrienormen aktiv mitwirken, verfügen über entscheidende Wettbewerbsvorteile, weil diese Standards aufgrund der chinesischen Marktmacht weltweit an Bedeutung gewinnen.

Laut einer BCG-Umfrage sind 56 Prozent der Führungskräfte überzeugt, dass ihre bisherige Unternehmensstrategie keinen ausreichenden Patentschutz garantiert. Nur wenige Unternehmen, die in China investieren, verfolgen bereits im Vorfeld eine Strategie, die sensible Technologien identifiziert und geistiges Eigentum schützt. „Die Rahmenbedingungen für den Schutz von Intellectual Property in China sind schwierig“, sagt BCG-Geschäftsführer Ralf Spettmann. „Unternehmen, die eine Patentstrategie verfolgen, können aber die Risiken minimieren und aus ihren Patenten gezielt Vorteile ziehen.“ Die BCG-Studie Facing the China Challenge: Using an Intellectual Property Strategy to Capture Global Advantage hat fünf Kernfaktoren identifiziert, die eine erfolgreiche Patentstrategie auszeichnen:

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Patente nicht isoliert betrachten. Patente sind kein Thema allein für die Rechtsabteilung eines Unternehmens, sondern Teil einer globalen Geschäftsstrategie. Spettmann warnt vor einer isolierten Betrachtungsweise, die nicht alle Absatzmärkte im Blick hat: „Wer auf dem europäischen Markt Patentschutzklagen gegen Wettbewerber aus China anstrengt, übersieht, dass solche Klagen zu Gegenreaktionen auf dem chinesischen Markt führen.“ Dies könne im Gegenzug die Aktivitäten der eigenen Niederlassung in China gefährden.
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Patentschutz zum richtigen Zeitpunkt sicherstellen. Auch wenn Chinas Patentgesetze Lücken aufweisen, sollten Unternehmen nicht versäumen, für ihre Technologie in China Patentschutz zu beantragen. Wer bereits vor dem Markteintritt darüber verhandelt, kann den Patentschutz eher zur Vorbedingung für Investitionen erklären. Das chinesische Patentrecht erlaubt es aber nicht, Patente anzumelden, die aktuell in keinem Produkt eingesetzt werden. „Unternehmen, die ihre Patente ‚auf Vorrat’ anmelden, geben sensibles Know-how Preis und riskieren, nicht genutzte Patente zu verlieren“, so Spettmann.
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Chinesische Industriestandards beeinflussen. Von der Kopie zum Original – bei der Entwicklung von Technologiestandards vollzieht China einen Wandel vom Importeur zum Vorreiter. Die chinesische Regierung will erreichen, dass ihre Wirtschaft unabhängig von ausländischen Standards produzieren und Einnahmen aus Lizenzgebühren erzielen kann. Diese Entwicklung dürfen ausländische Unternehmen nicht länger ignorieren, denn aufgrund seiner Marktmacht kann China regionale, aber zunehmend auch weltweite Standards setzen. So steht beispielsweise im Elektronikbereich die Enhanced Versatile Disc (EVD), eine DVD-Weiterentwicklung aus China, in direkter Konkurrenz zu Produkten von Sony und Philips bzw. Toshiba und NEC. „Nur Unternehmen, die hier ‚mitspielen‘ und auf die Entwicklung von Standards aktiv Einfluss nehmen, sichern langfristig ihren Geschäftserfolg – in China und darüber hinaus“, sagt Ralf Spettmann. So beteiligte sich beispielsweise Siemens aktiv an der Entwicklung des chinesischen Mobilfunkstandards TD-SCDMA.
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Intellectual Property – auch ein Thema für den Einkauf. Auch Unternehmen, die China nur als Beschaffungsmarkt nutzen, müssen sich mit dem Thema Intellectual Property auseinander setzen. Wer unwissentlich Komponenten, die Patente verletzen, aus China einführt und einbaut, riskiert beim Export der Endprodukte in Länder mit strengen Patentschutzgesetzen wie beispielsweise Japan juristische Probleme und Schadensersatzklagen.
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Kooperation statt nur Konfrontation. Der Weg vor Gericht ist der BCG-Studie zufolge selten geeignet, den Patentschutz sicherzustellen. Zwar hat die chinesische Regierung den Schutz von geistigem Eigentum verbessert, aber es bestehen nach wie vor Lücken: Geschäftsgeheimnisse fallen nicht darunter, und Markenschutz gibt es de facto bisher nur für chinesische Unternehmen. Zudem sind die ausführenden Behörden und Gerichte teilweise überfordert oder überlastet. So hat sich die Zahl der Patentanmeldungen in China im Zeitraum von 1993 bis 2003 etwa vervierfacht, aber das State Intellectual Property Office (SIPO) konnte im Jahr 2002 nur jede dritte Patentanmeldung bearbeiten. Die BCG-Experten plädieren deshalb für eine genaue Abwägung, welche sensiblen Technologien ein Unternehmen vor Ort einsetzt und wie diese ausreichend geschützt werden. „Wenn die Chancen auf dem Gesamtmarkt größer sind als die Verluste im Marktsegment, das von der Patentverletzung betroffen ist, sollte man auf den Klageweg verzichten“, empfiehlt Spettmann. Auch eine außergerichtliche Einigung bietet Vorteile: Einige Unternehmen folgen hier dem Beispiel eines deutschen Textilmaschinenherstellers, der ein Joint Venture mit drei chinesischen Unternehmen einging, die zuvor seine Patente missachtet hatten.

Patente – ein wichtiges Managementthema

Patente sind nicht nur mit Blick auf den chinesischen Markt ein wichtiges Managementthema. Immer mehr Unternehmen haben Lizenzeinnahmen für geistiges Eigentum als neue Ertragsquelle entdeckt und nutzen Patente auch strategisch, um beispielsweise Wettbewerbern den Zutritt zu Marktsegmenten zu verwehren. Von 1990 bis 2000 haben europäische Unternehmen ihre Einnahmen aus dem Rechte- und Lizenzverkauf verdoppelt. Die organisatorische Verankerung von Patenten gehört zu den Erfolgsfaktoren. „Um den Erfolg der Patentstrategie nachvollziehen zu können, sollten Unternehmen die kritischen Parameter – in einem ‚Patent-Cockpit‘ – ständig im Blick haben“, betont Spettmann. Wichtig sei eine dauerhafte Verzahnung zwischen Geschäft und Patentstrategie über wirtschaftliche Kennzahlen, aber auch eine Verankerung des Themas auf der Managementebene von Unternehmen.


The Boston Consulting Group ist eine der weltweit führenden strategischen Unternehmensberatungen. Gemeinsam mit ihren Kunden entwickelt und implementiert BCG innovative Lösungen. 1963 in den USA gegründet, unterhält BCG heute weltweit 60 Büros – darunter auch drei Niederlassungen in China: Peking, Hongkong und Shanghai. In den sieben deutschen Büros sowie Niederlassungen in Wien und Athen erzielte BCG im Jahr 2003 mit 550 Beraterinnen und Beratern einen Umsatz von 235 Millionen Euro. BCG befindet sich als Partnerschaft im Besitz der Geschäftsführer und berät Unternehmen aus allen Branchen.


Kontaktinformationen:
Maike Zander, BCG München
Tel.: +49 89 2317-4501
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